Frage 0: Warum läufst du nicht mehr? Und wie geht es dir damit?
Ich habe das Laufen ein Vierteljahr vor meinem 50. Geburtstag auf ärztlichen Rat (Verdacht auf Hüftarthrose) aufgegeben. Im Jahr darauf (der Hüfte gings wieder gut) hatte ich Knieprobleme und eine Meniskusoperation. Heute bin ich 66 Jahre alt, mir gehts gut, ich kann wandern und walken und betreibe gelenkschonend Aquafitness. Aber ich habe 10 Jahre der Zeit nachgetrauert, als ich noch laufen konnte, und habe mich mit dem Verlust nur schwer abgefunden. Es war aber wohl besser, aufzuhören.
Frage 1: Wie bist du zum Laufen gekommen?
Nach der Schule war ich lange sport-abstinent. Erst mit 28 (kurz vorm Diplom) bin ich mit befreundeten Mitstudenten zu einem Uni-Konditionstraining gegangen. Nach dem Aufwärmen gab es dort zunächst eine Laufrunde von 2 km, die ich (natürlich) nur mit Gehpausen meistern konnte. Danach hatte ich eine Woche lang (bis zum nächsten Training) Muskelkater in den Waden. Der zweite Muskelkater dauerte dann nur noch 4 Tage. Ich bin dabeigeblieben und fand schließlich auch mehr und mehr Gefallen am Laufen. Wir haben uns sonntags getroffen; später habe ich auch alleine meine Runden gedreht, die immer länger wurden. Irgendwie habe ich auch mitbekommen, dass es Volksläufe gibt, an denen ich mich dann auch beteiligt habe. Ich war nie ein schneller Läufer, habe aber stets versucht, mich zu verbessern, und auch ein Buch über Marathontraining gelesen. Mit 35 habe ich meinen ersten Marathon absolviert.
Frage 2: Welche Strecken oder wie lange läufst du so und warum läufst du?
Dann bin ich (von Bonn) nach Mannheim umgezogen und nach einiger Zeit habe ich regelmäßig am Lauftreff beim TV Rheinau teilgenommen. Darüber hinaus bin meist sonntags im Käfertaler Wald gelaufen, auch längere Strecken. Für weniger als 10 km habe ich erst gar nicht die Laufschuhe angezogen. Ich habe an vielen Volksläufen über 10 km oder Halbmarathon teilgenommen. Wegen des hohen Trainingsaufwands habe ich aber nur wenige Marathons absolviert, einen mit 40 in Karlsruhe und einen (den letzten) mit 45 in Köln (beim ersten Köln-Marathon). Meine Lauffreunde vom TV Rheinau haben mich mit nach Heidelberg genommen; dort habe ich Bergauf-Läufe kennen und schätzen gelernt. Ich habe ein paarmal beim Heidelberger Halbmarathon mitgemacht und bin oft alleine bis zum Weißen Stein hochgelaufen. Flache Strecken haben mir nur noch bei Volksläufen gefallen; sonst musste es immer ein Berg sein.
Das Laufen war mir ein Bedürfnis; vielleicht wegen der Glückshormone?
Frage 3: Gibt es einen Lauftag, der dir besonders im Gedächtnis geblieben ist, und wenn ja, warum? Ja, da gibt es einige:
Den Marathon in Karlsruhe habe ich mir sehr gut eingeteilt. Bei den drei Etappen von je 14 Kilometern bin ich von Mal zu Mal schneller geworden. Gegen Ende habe ich dann viele Teilnehmer überholt, die nur noch gegangen sind. Ich war stolz auf mich.
Beim Köln-Marathon gabs 5 km vor dem Ziel eine Brücke über den Laufweg. An der hing eine Leinwand, auf der die Siegerehrung gezeigt wurde. Das war frustrierend.
Alle drei Marathons waren bemerkenswert. Tags darauf konnte ich die Treppen im Haus nur rückwärts runtergehen. Die Erholung braucht ihre Zeit, ohne Glücksgefühl.
An einen (flachen) Halbmarathon in Lampertheim im Sommer erinnere ich mich gern. Es war sehr heiß und an der langen Strecke gabs natürlich nur wenig Zuschauer, die aber wie wild angefeuert haben. Ich war begeistert und hab den Lauf gut geschafft.
Gut war ein Volkslauf, wenn ich noch Kraft zum Schlussspurt hatte. Schlecht war der Lauf, wenn ich mich zu früh verausgabt hatte und nur noch ins Ziel geschlichen bin.
Die meisten Volksläufe wurden von Vereinen organisiert. Nachher konnte man noch sitzen, reden usw. Ich habe oft guten selbstgebackenen Kuchen mit heimgenommen.
Frage 4: Vielfach wird berichtet, dass beim Laufen Glückshormone ausge-stoßen werden. Hast du Derartiges erlebt? Wenn ja, kannst du es beschreiben?
Bei langen (~20 km) Läufen allein (wenn ich gut in Form bin) kann ich über Probleme nachdenken. Meistens aber lasse ich die Gedanken frei schweifen und denke über nichts nach; ich bin dann in meiner eigenen Welt. Ich fühle mich dann wohl. (Ist das schon Glück?) Mir ist es passiert, dass mich Leute angehalten und nach dem Weg gefragt haben. Ich musste mir dann erst mal klar werden, wo ich überhaupt war.
Frage 5: Wenn du läufst: was geht dir so im Kopf herum? Wie fühlst du dich beim Laufen?
Siehe Frage 4. Wenn ich (noch) nicht gut in Form bin, kommt keine Stimmung auf.
Frage 6: Gibt es ein Erlebnis oder Ereignis, das dich noch heute beschäftigt – oder wie man auch sagt – das du nie vergessen wirst?
Das ist alles lang her. Selbstmitleid, dass ich nicht mehr laufen kann, ist sinnlos.
Frage 7: Gibt es so etwas wie ein Resümee oder Fazit, das du ganz persönlich aus dem Laufen ziehst oder gezogen hast?
Mit Ausdauer erreicht man viel. Lange Läufe brauchen viel Zeit, aber es lohnt sich.
Wandern/Walken bringt heute ein gutes Gefühl. Aber ans Laufen kommt es nicht ran.
Was das Ende meiner Läuferkarriere betrifft: Ich würde heute Tatsachen eher ins Auge sehen und akzeptieren und verarbeiten, dass ich etwas nicht (mehr) kann.
Norbert