Der Motorman Run 2016- ein saumäßger Lauf
Als ich vor ca. 5 Jahren mit dem Laufen angefangen habe, war eines meiner Ziele, irgendwann auch mal bei so einem „Schlammrennen“ mit zulaufen, bei dem man sich ordentlich einsaut, riesige Hindernisse überwinden muss und durch Schlammlöcher rennt.
2016 war es dann soweit, eine Freundin, die den Motorman Run bereits ein Jahr zuvor schon absolviert hat, sprach mich darauf an und ich war sofort Feuer und Flamme. Bei der Anmeldung entschieden wir uns für die 9km Strecke, wer fitter war, hatte auch die Möglichkeit, sich für die 18 km Strecke (2mal 9 km) anzumelden.
Am Tag des großen Geschehens hatten wir perfektes spätsommerliches Wetter, die Temperaturen waren noch angenehm warm und der Himmel strahlend blau- beste Voraussetzungen den Lauf mit großer Freude und viel Adrenalin zu starten.
An dem Tag waren 2500 Läufer angemeldet, einige von ihnen hatten sich in lustige Kostüme geschmissen – Superman ist uns begegnet, die Schlümpfe oder auch sehr athletisch, muskulös und behaart aussehende Ballerinas. Die Vorstellung davon, wie all diese schrillen und bunten Kostüme in kürzester Zeit dieselbe Farbe haben werden- nämlich matschbraun- brachte mich zum schmunzeln und motivierte mich umso mehr.
Ich liebe den Moment kurz vor dem Startschuss. Ich werde dann immer ganz hippelig, meine Beine und Füße tippeln unruhig vor sich hin, mit erhöhter Aufmerksamkeit beobachte ich zunehmend mein Umfeld, schaue in die Gesichter und Augen meiner Nachbarn und spüre wie mein Herz pocht.
Es galt 40 Hindernisse zu überwinden, einige von ihnen hatten kreative Bezeichnungen.
Da gab es am Anfang z.B. die „Schlampengasse“, bei der erst mal Erfrischung angesagt war– eine knietiefe Schlammgrube in Kombination mit einem spritzenden Feuerwehrschlauch sorgte für eine „wohlige“ Abkühlung. Meine Schuhe waren durchtränkt mit Schlamm und Wasser, bei jedem Auftreten ist braune Brühe rausgelaufen und ein erstes Ekelgefühl kam auf mit den Gedanken:“Oh Gott, wie soll ich nur SO 9 km schaffen?!“
Doch diese Bedenken wurden schnell durchbrochen, spätestens beim Durchlaufen des Bachbetts, bei dem das Wasser mir bis zur Brust ging und ich anfing hysterisch zu lachen und zu giggeln, war es mir Sch****egal. Meine dreiviertel lange Sporthose war durchdrängt und hing mir schwer an den Beinen (bei solch einem Lauf empfehle ich so wenig Stoff wie möglich) .
Zwischendurch kam die „Drecksbrühe“- drei hintereinander angelegte Schlammlöcher, bei der die Sch***, oh Verzeihung, ich meine natürlich der Schlamm einem bis zum Halse stand. Spätestens jetzt verloren einige ihren ersten Schuh in der Brühe oder nahmen entspannt ein Schlammbad um ein Selfie mit ihrer Actionkamera zu machen.
Immer mal wieder sind einem Wassercontainer und diverse Gerüste begegnet, also „einfache“ Kletterhindernisse sowie riesige Strohballen, die sich mit Matschgruben abwechselten.
Der Lauf war mit Zuschauern durchzogen, die das ganze Spektakel mit Freude verfolgten und einem lächelnd zujubelten.
Ich kam mir während des Laufs wie eine Überlebende vor. Der Matsch hing mir in den Haaren, im Gesicht, teilweise auf den Zähnen, im BH vor allem in der Unterhose. Aber das war Nebensache. Als ich das erste Mal in eine Schlammgrube während des Laufs gehüpft bin, konnte ich es nicht glauben, es hat sich grenzüberschreitend angefühlt, ungewohnt. Aber kaum war ich wieder draußen, hatte ich Hunger auf mehr, mehr Matsch, mehr Action, mehr von diesem neuen Gefühl der Freiheit und dem Alles-können.
An vereinzelnden Stationen kam es zu kleinen Staus, was von Vorteil war, so konnte man ein kleines „Päuschen“ von 2-3 Minuten machen und mal kurz durch schnaufen, versuchen zu verstehen und realisieren, was gerade passiert und wo man ist.
Das Beste an dem Lauf hat mir das große Miteinander gefallen. Jeder hat jedem geholfen was die Hindernisse betraf, keiner wurde zurückgelassen und man hatte entweder eine helfende Hand am Allerwertesten, die einen den Strohballen nach oben gedrückt hat und/oder eine Hand oben bzw. nach vorne gestreckt, bis man auf der sicheren Seite war.
Yasmin