Warum Marathon ?

Welche Beweggründe veranlassen Menschen sich einer

derartigen körperlichen Tortur zu unterziehen und was erlebt

man dabei.

D a n i e l a       Teil 1

 

  • Wie bist Du auf die Idee gekommen Marathon zu laufen?

Eigentlich war es nie mein erklärtes Ziel einen Marathon zu laufen. Vielmehr wollte ich etwas für meine Gesundheit tun und vielleicht ein paar Kilos verlieren. Mein Hausarzt hatte mir dazu empfohlen: Iss weniger und mache mehr Sport.

Na gut. Mehr Sport aber was und wieviel?

Dann kam der Tag an dem meine Abteilung in der Firma beim BASF Firmencup mitmachen wollte. Knappe 5km – das sollte doch zu schaffen sein. Ich wollte ja eh mehr Sport treiben.

Mein Vater – bekennender Läufer und Laufwettbewerber – hat mich gerne unter seine Fittiche genommen. Mit ihm gemeinsam habe ich meine ersten Joggingschritte gewagt. Mehr schlecht als Recht – denn nach meinem allerersten Joggingversuch war es mir wirklich schlecht. Aber nach ein paar Übungseinheiten hätte es für die 5 km gereicht. Leider konnte ich dann doch nicht am Wettbewerb teilnehmen (eine Erkältung) und war ziemlich traurig, denn ich hatte mich wirklich angestrengt und ordentlich vorbereitet.

Mein Vater meinte nur: „Ach, das macht nichts – wir melden uns einfach für einen 10 km Lauf an“.

Ich: Waaaas? 10 (!) KILOMETER? Ich kann doch niemals 10km am Stück schaffen. Aber er ließ nicht locker und ich ließ mich ungläubig darauf ein. Noch im selben Jahr (2011) absolvierte ich meinen ersten 10km Wettbewerb beim Dünenlauf in Sandhausen in 57 min. Ein riesen Erfolg für mich und eine riesen Freude das geschafft zu haben. Nun folgten ein paar weitere Wettbewerbe und viele schöne Trainingsläufe mit meinem Vater.

Irgendwann sagte mein Vater „So, und nun machen wir einen halben!“.

Ich: „Einen halben – was?“

Er: „Einen Halbmarathon“.

Ich: „Waaas? 21 (!) KILOMETER? Ich kann doch keine 21km am Stück laufen?“

Er: „Doch! Wir machen das“.

Prompt war die Anmeldung für meinen ersten Halbmarathon in Mannheim 2012 abgeschickt und das Training begann. Mittlerweile war ich sogar regelmäßige Teilnehmerin bei der Laufgruppe m3 in Mannheim. Ich bemerkte, dass Laufen in der Gruppe echt Spaß macht – vorallem als ich irgendwann nicht mehr die letzte Hinterherlaufende war, zu der alle nach der Tempoeinheit wieder zurücklaufen mussten. Ja, ich wurde sogar ein bisschen schneller.

Mein erster Halbmarathon war dann nicht meine beste Leistung und Probleme mit dem Fuß und den Gelenken hätten mein Debüt beinahe zunichte gemacht. Zu der Zeit musste ich eine neue Lektion lernen: Egal wie sehr du dich vorbereitest und wie sehr du etwas willst: Der Körper zeigt dir die Grenzen sehr genau und wird sich nicht nur begrenzt ärgern lassen. Gesundheit ist IMMER wichtiger als ein trauriges, gekränktes Ego, wenn man dann doch nicht teilnehmen kann.

Letztendlich hat es trotzdem geklappt, ich war am Start, habe durchgezogen und kam ins Ziel: Es war wunderbar – es war ein Erfolg – es fühlte sich an wie: Ich will mehr!

Es folgten auch ein paar mehr „Halbe“ wie man sie nennen darf wenn man selbst gefinished hat.

 

An Weihnachten 2012 – nach den Erfolgen bei 3 Halbmarathons habe dann ich zu meinem Vater gesagt: „Und jetzt laufen wir den Marathon!“

Er: „Waaaas 42 (!) KILOMETER?“

Ich: „Ja, 42,195 – das machen wir! Bist du dabei?“

Er war dabei und wir beschlossen unser Marathon Debüt beim Mannheimer Dämmermarathon zu probieren. Die Trainingsläufe wurden länger, die Gespräche intensiver und die Aufregung wuchs. Ich könnte Stories erzählen, was wir bei den Läufen erlebt haben aber ich will ein wenig abkürzen. Der Tag des Marathons kam und wir gingen an den Start – voller Vorfreude, Nervosität und Respekt vor dieser unglaublichen Strecke die vor uns lag. Kilometer 1 – von 42 geschafft, Kilometer 2,3, 4, 10, 15, …. Zeit und Strecke vergingen doch schienen kein Ende zu nehmen. Und dann ging es meinem Vater ganz schlecht. Schmerzen und Krämpfe an den Beinen plagten ihn bereits beim ersten Viertel der Strecke – unglaublich mit welchem Kampfgeist und Willen er sich vorwärts quälte. Er wollte ankommen und er tat es auch für mich. Er hat mich von 5 auf 42km gepushed und nun musste er selbst so sehr kämpfen. Er biss sich durch und wir schafften es:  und wir mussten lachen. Lachen im Ziel – etwas Wunderbares. Wir sind angekommen. Mein Papa und ich. Ich bin so stolz – immernoch – so stolz auf ihn und auf uns! Ich habe viel gelernt vom Marathon: Über das „Wollen“ und das „Können“ und das „Kämpfen“.

 

2015 dann der zweite Versuch den Marathon zu bezwingen – dieses Mal mit einem Team. Mein Vater war wieder am Start, Angelika und Robert – zwei Laufpartner aus der m3 Gruppe beschlossen ebenfalls mitzumachen. Und so meldete ich das Quartett wieder um die Weihnachtszeit für den Dämmermarathon 2015 an – Arbeitstitel: „Projekt 42“. Dieses Mal jedoch mit einem weiteren Experiment: „Mein veganer Marathon“. Ab Januar 2015 aß ich streng vegan, nur 1x am Tag Kohlenhydrate (entweder Kartoffel oder Vollkornbrot) und keine prozessierten Nahrungsmittel (also auch keine Läufernudeln). Dazu das Marathontraining. Nach 6 Wochen hatte ich 6 Kilo weniger. Ich fühlte mich leicht und unbeschwert und so gingen mir auch die Vorbereitungsläufe etwas leichter von der Hand. Der zweite Marathon war eine ganz neue Erfahrung. Angelika an meiner Seite (die Herren machten ihr Ding vor und hinter uns) schlenderten wir uns wahrlich durch die 42 km. Mit gutem Gefühl, kaum Schmerzen unterwegs und sogar Gespräche waren noch drin. Scheinbar mühelos überholten wir nach und nach ein paar Läufer und bremsten uns hier und da sogar selbst noch ein: „Komm, mach low – es soll uns gut gehen und wir wollen Spaß haben“. In Ludwigshafen waren wir es die die Menge anfeuerte „LU wir brauchen euch, wo seit ihr“ und in Seckenheim trug uns die Menge. Marathon ist wie ein ganzes Leben in 42 km, mit allen Höhen und Tiefen.

Wir kamen ins Ziel – oh wir sind schon fertig? Ein unfassbarer Erfolg, entspannt und emotional – in 4h27 min. Danke an meine Laufpartner, die die gesamten Trainingsläufe so wunderbar gemacht haben: mit vielen Gesprächen, mit lustigen Liedern (auf der Mauer, auf der Lauer…) und Geschichten – auch sehr viele persönliche. Danke Angelika, dass du es so lange an meiner Seite ausgehalten hast, mir in den Arsch getreten und meine Motzereine ausgehalten hast „Stopf dir jetzt ken Riggel nei, wir müsse gleich die Brigg nuff“. Und ein riesengroßes, aus tiefstem Herzen kommendes DANKE an meinen Papa – ohne dich hätte ich das nie geschafft – hätte ich nie angefangen zu laufen – hätte ich nie diese schönen Momente mit dir teilen können. Diese großen und kleinen Läufergeschichten, die man nur lustig findet, wenn man selber läuft und diese Erinnerungen von guten und schlechten Laufmomenten, die man sich gerne immer wieder ins Gedächtnis ruft. Danke!

 

2017 gab es wieder eine neue Lektion zu lernen: Für die Gesundheit muss das Laufen auch mal vollständig pausieren. Fast ein Jahr lang keine Kilometer mehr gerissen. 2018, fange ich nun wieder von vorne an zu laufen und denke mir: „10 (!) KILOMETER? – Ja das schaffe ich irgendwann wieder!

 

Daniela

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